Die officin albis besteht seit Anfang der neunziger Jahre und hat sich zum Ziel gesetzt, die Tradition der Handpressen aus der Frühzeit des XX. Jahrhunderts im Zeitalter des Computers neu zu beleben.
So werden Texte vorrangig von Hand gesetzt und auf ausgesuchten, besonderen Papieren im Hochdruckverfahren (Buchdruck) mittels Handpressen wiedergegeben. Vielfach kommt als Illustration Originalgrafik zur Anwendung.
Neben Einzelblattdrucken werden bevorzugt Buchobjekte realisiert, welche grundsätzlich fadengeheftet und von Meisterhand gebunden werden.
Als individuelle Besonderheiten entstehen Liebhaberstücke mit haptischer Ausstrahlung.

Werner Hiebel

Der Gründer der officin albis, Werner Hiebel, ist am 3. Dezember 2020 im Alter von 80 Jahren gestorben. Die Leidenschaft für Buchdruck, Schrift und Typografie begann 1976 mit der Ausstellung „Plakate aus der irischen Provinz“ in der Neuen Sammlung in München, wo die Besucher mit Holzlettern selber etwas setzen und auf einer hölzernen Druckpresse drucken konnten. Werner Hiebel druckte hier sein erstes Plakat. Die Faszination hat ihn nicht mehr losgelassen. Er trat in die Typografische Gesellschaft in München ein und belegte Kurse bei verschiedenen Dozenten, Günter Gerhard Lange, Philipp Luidl  und Rolf Müller. 1978 kaufte er seine erste Korrex Andruckpresse und schon bald konkurrierten im Haus in Garching Schriftregale und Bleilettern mit Bücherregalen und anderem Mobiliar. 1989 hängte er seinen Brotberuf, Bankkaufmann an den Nagel und studierte ein Jahr in Basel  an der Allgemeinen Gewerbeschule „Typografische Gestaltung“ u. a. bei Wolfgang Weingart und Heinrich Fleischhacker. 1993 gründete er die officin albis und sein erstes Buch erschien: Die Kuh Marie (Autor Ingo Cesaro, Illustrator Raimund Fraas). In den folgenden Jahren hat Werner Hiebel in seiner officin albis über dreißig Bücher hergestellt: Handpressendrucke, in unterschiedlichen Formaten, stets von Hand in verschiedenen Schriften gesetzt und auf einer Handpresse auf wertvollem Papier gedruckt. Alle sind nummeriert und signiert. Die Bücher sind ausgestattet mit Originalgrafik in künstlerischen Drucktechniken, Holzschnitt, Lithografie und Radierung. Auch viele typografisch gestaltete Plakate, hochwertige  Einblattdrucke und Karten zu den verschiedensten Anlässen entstanden in der officin. Es ist Werner Hiebel stets gelungen, interessante Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler für Buchprojekte zu begeistern. Besonders wichtig war ihm die Lyrikreihe 16x28 ,  mit der er zeitgenössischen Autorinnen und Autoren die Möglichkeit für die Veröffentlichung von Gedichten bot. Sieben Bände sind erschienen. Seine Werke hat er auf Ausstellungen und Messen in Deutschland, in der Schweiz und in Niederlande präsentiert und sie sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vorhanden.

Werner Hiebel an der Druckpresse (Foto Ursula Zeidler)
Werner Hiebel prüft einen Druckbogen (Foto Ursula Zeidler)

Seit dem Tod von Werner Hiebel wird die officin albis von Wolfgang Schierl in Werners Sinn weiter geführt. Auch in Zukunft werden hier originelle Bücher mit moderner Lyrik und Prosa in kleiner Auflage gefertigt:  in der traditionellen Handwerkstechnik,  illustriert mit Holzschnitten und anderen Grafiken und auf außergewöhnlichen Materialien wie Bütten-, Pack- oder Wellpapier mit der Handpresse gedruckt.

Wolfgang Schierl in der officin albis (Foto Max Watzinger)